Pfarrbrief - St. Elisabeth Hannoversch Münden
vom 15.10. bis zum 23.10.2016 - 29. Sonntag im Jahreskreis
Bibelwort: Lukas 18, 1-8
Ausgelegt
Ein Lob der Lästigkeit! Nicht, dass Lästigkeit nicht lästig wäre, aber ich meine, es geht hier eher um Beharrlichkeit, um Klugheit im Vorangehen, um Dranbleiben, um Treue, um ein deutliches Bedürfnis und einen klaren Willen. Die Witwe hat konsequent versucht, sich einen Platz und ihr Recht zu holen. Wir hören zwar im Text nicht, was ihr fehlt oder was ihr verwehrt wurde, aber wir wissen, dass Witwen in der damaligen Gesellschaft zu denen gehört haben, die am meisten bedürftig und ungesichert waren. Der Richter, bei dem sie immer wieder penetrant auftaucht, lässt sich schließlich erweichen und hilft ihr weiter.
Die Einleitung des Evangeliums verrät, dass die Geschichte im Zusammenhang mit dem Beten steht: Mir immer wieder bewusst machen, was ich denn eigentlich will, mich immer wieder neu auf Gott hin ausrichten und von ihm alles erwarten: Das Gewöhnliche und das Besondere, das Heilige und das Alltägliche, das Schöne und das Schwierige, das Notwendige und das, was das Leben erfreut. Auch da lohnt sich das „Lästigsein“, das Dranbleiben. Im Beten, im Suchen dessen, was ich wirklich will und was mir kostbar und heilig ist, im Ausrichten auf Gott und im Alles-von-Ihm-Erwarten nährt sich mein Glaube. „Wird Gott noch Glauben vorfinden?“, lautet die letzte, fast bange Frage des heutigen Evangeliums. Es scheint, dass nicht nur wir auf Gott angewiesen sind, sondern dass auch er uns und unseren Glauben braucht.
Christine Rod MC
© www.waghubinger.de
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Glaubens Geschichten
Eigentlich ist es doch ganz schön
Sie will nicht mehr leben. Und sagt das. Neunzig Jahre ist sie, sieht aber aus wie achtzig. Feine Haut, elegante Frisur, wie aus dem Ei gepellt. Das Laufen, sagt sie, die Luft. Seit vierzig Jahren ist sie Witwe. Der Mann starb von einer Minute zur anderen. Arbeiten lenkte mich ab, sagt sie. Aber jetzt - viele Tage sind gleich. Sonntags in die Kirche geht auch nicht mehr. Das Laufen, die Luft. Zur Bank und zum Einkaufen fährt sie mit dem Bus. Man sieht ihr nichts an. Aber sie will nicht mehr. Wenn doch der Herrgott ein Einsehen hätte, sagt sie. Soll man ihr das ausreden?
© T. Schreiber
Nein, soll man nicht. Jeder hat ein Recht auf seine Empfindungen. Das Sorgen und Putzen, das Einkaufen und Waschen. Alles zu viel. Sie hat das Recht, so zu fühlen. Sie darf den Herrgott bitten: Vergiss mich nicht; hol mich zu dir. Und zum Ehemann. Wieder bei dem sein, der ihr Liebster war, wünscht sie auch. Das redet man ihr nicht aus. Es geht auch nicht. Besser hört man einfach zu und achtet auf die Gefühle hinter den Worten. Die wollen ja eigentlich raus. Alleinsein, die Weltmüdigkeit. Das muss raus. Ist ja niemand in der Wohnung, der das mal hört. Dann eben auf der Straße.
Die alte Frau putzt sich die Nase. Man hört den schweren Atem der Traurigkeit. Nachher ist sie allein. Jetzt hört jemand zu. So schön war das mit meinem Mann, sagt sie. Leider ohne Kinder. Sonst nur Glück. Sie strahlt ein bisschen. Mein Nachbar fährt mich zum Friedhof. Seine Mutter liegt dort. Überhaupt die Nachbarn, sagt sie und zählt alle auf. Früher war mehr Streit, heute mögen wir uns. So ein Glück, sagt sie und sieht ihr Leben. Ihr ganzes Leben. Nicht nur die Traurigkeit. Lange schaut sie still, vergisst Haltestelle und Zuhörer. Eigentlich, sagt sie dann und holt schwer Luft, eigentlich ging es mir gut im Leben. Eigentlich ist es doch ganz schön.
Michael Becker